Civilization - Das Brettspiel
 
Vielen Dank an Heidelberger für ein Rezensionsexemplar

Auf einen Blick:
Verlag : Heidelberger
Autor : Kevin Wilson
Grafik : Andrews Navaro / Wil Springer
Spieleranzahl : 2-4 Spieler
Alter : ab 13 Jahren
Dauer : 120-240 min
Erscheinungsjahr : 2011

Art : Taktikspiel


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Das Spielmaterial
1 Spielplan - 6 Zivilisationsbögen - 6 Handelsscheiben - 6 Wirtschaftsscheiben - 6 Plastikverbindungen - 6 Heimatspielplanteile - 14 neutrale Spielplanteile - 12 Stadtmarker - 24 Armeefiguren - 8 Pionierfiguren - 55 Einheitenkarten - 4 Aufbaukarten - 16 Staatsformkarten - 144 Technologiekarten - 1 Technologiekarte "Raumfahrt" - 47 Kulturereigniskarten - 12 Weltwunderkarten - 6 Kulturstufenmarker - 18 Marker für Große Persönlichkeiten - 28 Militärtechnologiemarker - 49 Gebäudemarker - 20 Hüttenmarker - 10 Dorfmarker - 12 Katastrophenmarker - 1 Startspielermarker - 16 Rohstoffmarker - 90 Kulturmarker - 28 Schadensmarker - 75 Münzmarker - 4 Übersichtsbögen - 1 Spielregel

Von der prähistorischen Steinzeit bis hin in die Gegenwart in ein paar Stunden: Zig Jahre von Menschheitsgeschichte reduziert auf das Wesentliche: Die Konkurrenz der Menschen untereinander, die Expansion und der Fortschritt in verschiedenen Bereichen. Das ist die Grundidee des Kultcomputerspiels "Civilization" von Sid Meier und wird nun von Kevin Wilson auch aufs Brett gebracht: Auch hier beginnt jeder Spieler mit einer Startnation und arbeitet sich durch die Jahrtausende. Dabei muss er nicht nur neue Gebiete entdecken und seine Städte immer weiter ausbauen, sondern auch gegen andere Spieler und die Barbaren Krieg führen und ständig neue Technologien zu erforschen. Und dabei geht es nur um eines, nämlich die führende Nation der Welt zu werden, indem man entweder die Stärke der eigenen Kultur, Wirtschaft, Armee oder Technologie unter Beweis stellt, in dem man auf einem dieser Gebiete besser ist als jede andere Nation...

Vor dem Spiel werden die Zivilisationsbögen zufällig oder willkürlich an die Spieler verteilt, wobei jeder Spieler eine Karte für die Zivilisation erhält, die er dann auch spielt. Jeder Spieler wählt dann eine Farbe und erhält darin 6 Armee- und 2 Pionierfiguren, 3 Stadtmarker (1 Hauptstadt und 2 Städte), 4 militärische Entwicklungsmarker und ein Deck mit 36 Technologiekarten. Außerdem erhält jeder Spieler eine Übersichtskarte, einen Aufbauplan und ein Set von 4 Regierungskarten. Dann wird der Spielplan aufgebaut, wobei der Aufbau nach Anzahl der Mitspieler variiert. Die Einheitenkarten werden nach den Typen Artillerie, Infanterie, Kavallerie und Luftwaffe sortiert und in voneinander getrennt gemischt und gestapelt. Jeder Spieler erhält jeweils eine Einheitenkarte Artillerie, Infanterie und Kavallerie. Diese Karten werden als verdeckter Stapel vor jedem Spieler ausgelegt und sind sein stehendes Heer. Jeder Spieler nimmt dann seinen niedrigsten Militärmarker für die jeweilige Truppengattung und legt sie mit der I nach oben neben den entsprechenden Kartenstapel. Der Luftwaffen-Marker kommt mit dem Stern nach unten unter den entsprechenden Stapel. Alle Gebäudemarker werden sortiert und auf die entsprechenden Felder gelegt. Die Wunderkarten werden nach den drei Epochen (Antike, Mittelalter, Moderne) getrennt gemischt und dann wird der Stapel mit den Mittealter-Karten verdeckt auf die Moderne-Karten gelegt. Die 4 Wunderkarten für die Antike kommen auf die 4 Marktfelder. Die Wundermarker werden auf die entsprechenden Wunder gelegt. Auch die Karten "Kulturereignis" werden nach Epochen getrennt gemischt und kommen dann auf die entsprechenden Felder. Jeder Spieler stellt seinen Kulturstufe-Marker auf das erste Feld der Kulturleiste. Pro Spieler kommt jeweils ein Ressourcenmarker jeder Sorte neben den Spielplan. Die Berühmtheiten-Marker werden gemischt, genau so die Hütten- und Dorfmarker. Die Kampfbonus-Karten und die Technologiekarte "Raumfahrt" werden mit den Katastrophen-Markern zusammen neben das Spielbrett gelegt. Ein Startspieler wird ermittelt und dann erhalten die einzelnen Zivilisationen ihre entsprechenden Boni. Jeder Spieler nimmt dann eine Militär- und eine pionierfigur und stellt sie ein Feld des Spielplans, das benachbart zu seiner Hauptstadt ist. Außerdem hat jeder Spieler eine Anfangstechnologie - abhängig von seine Zivilisation. Die entsprechende Technologiekarte legt er vor sich ab und lässt genügend Platz, um weitere Technologiekarten dazulegen zu können. Die der ersten Stufe kommen in die unterste Reihe, darauf die der 2. Stufe usw.. Jetzt muss jeder Spieler noch seine Regierungskarten stapeln und die Karte "Despotismus" ganz oben auf den Stapel legen, da so die aktuelle Regierungsform jeder Zivilisation angezeigt wird. Jeder Spieler zählt nun noch, wieviele Handelssymbole sich in den 8 an seine Hauptstadt angrenzenden Feldern befinden und stellt seine Handelsanzeige auf den entsprechenden Wert. Die kleinere Anzeige in der Handelsanzeige ist die Wirtschaftsanzeige und wird auf 0 gestellt.

Das Spiel geht über eine unbestimmte Anzahl von Runden, wobei jede Runde aus 5 Phasen besteht. Jede Phase wird vom Startspieler begonnen und dann sind die anderen Spieler im Uhrzeigersinn an der Reihe. Die einzelnen Phasen funktionieren folgendermaßen:

1. Rundenanfang
Der Startspielermarker wird an den nächsten Spieler im Uhrzeigersinn weitergegeben. Der neue Startspieler kann dann eine, mehrere oder alle der folgenden Aktionen durchführen, bevor der nächste Spieler im Uhrzeigersinn dann an der Reihe ist:

2. Handel
Während der Handelsphase kann jeder Spieler Handelseinkünfte erzielen und Handeln/Verhandeln. Im Detail funktioniert das folgendermaßen:
3. Stadtmanagement
Jeder Spieler kann für jede seiner Städte genau eine der drei möglichen Aktionen durchführen:
4. Bewegung
Jeder Spieler kann nun alle seine Figuren bewegen, wobei jede Zivilisation zu Spielbeginn eine Reisegeschwindigkeit von 2 hat. Diese Geschwindigkeit kann aber durch die Erforschung neuer Technologien erhöht werden. Alle Figuren können sich immer von einem Feld in ein direkt benachbartes bewegen - diagonale Bewegung ist nicht möglich. Ansonsten gelten noch folgende Bewegungsregeln:
5. Forschung
In dieser Phase kann jeder Spieler eine neue Technologie entdecken, in dem er die für diese Technologie notwendigen Handelspunkte aufbringen kann und einen freien Platz in seiner Technologiepyramide hat. Dazu muss ein Spieler immer die gewünschte Technologiekarte auf die Lücke zwischen zwei Technologiekarten der nächstniedrigen Stufe bauen. Unabhängig davon verliert der Spieler alle Handelspunkte, wenn er eine Technologie erforscht; nur für jeweils eine Münze in seinem Besitz darf er einen Handelspunkt behalten. Die Entdeckung einer neuen Technologie kann mit verschiedenen Konsequenzen, wie der Möglichkeit zum Bau neuer Gebäudetypen oder der Aufrüstung von Militäreinheiten, verbunden sein.

Nachdem auch diese Phase von allen Spielern gespielt wurde, ist die aktuelle Runde beendet und die nächste Runde beginnt wieder mit der ersten Phase, wenn noch kein Spieler eine der Siegbedingungen erfüllen konnte.

Das Spiel endet, wenn ein Spieler eine der Siegbedingungen für eine der folgenden Siegmöglichkeiten erfüllen konnte:
(Troudi 12.09.11)

Weitere Infos:
- Die Homepage des Heidelberger Spieleverlags

Troudi vergibt 9 von 10 Punkten:
Besonders wenn man das Computerspiel kennt und mag und dann das Brettspiel auspackt, kann einem das Herz schon etwas höher schlagen, denn schon allein vom Material her erkennt man schnell eine enge Verwandtschaft mit dem PC-Vorbild. Und wer das Computerspiel nicht kennt, wird beim Anblick des Materials vielleicht schon Lust auf das Spiel bekommen, denn der Schachtelinhalt kann sich wirklich sehen lassen: Viel dicke Pappe, eine klare und sehr gute Grafik und eine opulente Gesamtausstattung. Die Regel zu "Civilization - Das Brettspiel" ist auch für Nicht-Kenner des Computerspiels relativ schnell zu erfassen, da die Grundregeln nicht wirklich kompliziert sind, obwohl es zahlreiche kleinere Regeln zu berücksichtigen gilt. Die Anleitung ist umfangreich reich und gut mit Beispielen bestückt, so dass keine Fragen offen bleiben. Wie sieht das aber mit dem Spiel selber aus? Wie sich schon oben andeutet, erfordern die verschiedenen Siegbedingungen auch das Verfolgen von verschiedenen Strategien. Wer also z.B. einen militärischen Sieg erringen will, sollte in jeder Hinsicht in diese Richtung arbeiten, d.h. seine Armeen durch Einheitenkarten vergrößern, durch Gebäude seinen Truppen Bonuspunkte zu bringen und sein Militär durch Erforschung der entsprechenden Technologie auf ein hohes Level aufzurüsten. Wer dagegen z.B. lieber auf Kultur setzt, sollte seine Technologie und die Gebäude in seinen Städten eher nach dem Gesichtspunkt von zu verdienenden Kulturpunkten auswählen usw.. Dabei ist es natürlich mit dem blinden Verfolgen einer Strategie nicht getan, denn wer nur seinen Sieg im Auge hat und die anderen Gebiete vernachlässigt, verschenkt wichtige Vorteile. Ohne Militär wird man schnell zum Opfer von stärkeren Spieler, ohne Kultur kommt man nicht an die Kulturereigniskarten und ohne Goldmünzen kann man die wertvollen Handelspunkte nicht aufsparen, die man zum Ausbau der eigenen Kultur dringend benötigt. Insgesamt ist hier also die Verfolgung einer Strategie mit einem Schwerpunkt notwendig, wobei die anderen Gebiete als Mittel zum Zweck genutzt werden müssen. Das ist insgesamt eine spielerische Herausforderung, die viel Spaß und Abwechslung bringt. Dazu tragen auch viele weitere kleinere Spielelemente, wie z.B. das innovative Kampfsystem oder auch die Erforschung von neuen Regionen auf den Spielplänen bei. Auch die Technologiepyramide ist eine interessante Idee: Durch die Erforschung in "Pyramidenform" muss man nicht immer bestimmte Erfindungen machen, um danach dann weitere bestimmte Erfindungen zu machen, sondern kann quasi jede Technologie erfinden. Diesen Mechanismus fanden wir in unseren Testpartien äußerst zeitsparend. Wenn man dann so seine Welt aufbaut, dann kommt hier wirklich ein tolles Spielgefühl auf. Das hat "Civilization - Das Brettspiel" aber auch nötig, denn tatsächlich ist auch die Spieldauer nicht von Pappe: Wer sich gut mit den Regeln auskennt und auf allzu lange Denkpausen verzichtet, kann das Spiel schon in 2,5 Stunden schaffen - mit zwei Spielern. Viel darunter ging bei uns nicht. Zu dritt oder viert verlängerte sich die Spielzeit dann deutlich und wir kamen locker über die angegebenen 240 Minuten hinaus, was v.a. auch daran liegt, dass man die eigene Spielweise im Verlauf des Spiels immer auch an die Spielweise der Mitspieler anpassen muss, so dass man den eigenen Sieg möglichst konsequent verfolgt und die anderen Spieler möglichst am Gewinnen hindert. Langeweile ist in unseren Testpartien allerdings nie aufgekommen, da man ständig überlegen und planen kann, wenn die anderen Spieler am Zug sind. Insgesamt bleibt ein überaus positiver Gesamteindruck von "Civilization - Das Brettspiel" und es kann sich nicht nur mit dem Computerspiel messen (eine bessere Umsetzung ist meiner Meinung nach auf dem Brett kaum möglich), sondern auch spielerisch in jeder Hinsicht überzeugen. Dazu kommt dann noch ein nicht ungünstiger durchschnittlicher Ladenpreis von ca. 35 Euro. Auf jeden Fall ein Tipp - gerade auch für Spieler, die das Computerspiel nicht kennen.

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