Schwarzer Freitag

Vielen Dank an Kosmos für die Zusendung eines Rezensionsexemplares

Auf einen Blick:
Verlag : Kosmos
Autor : Friedemann Friese
Grafik : Christian Fiore
Spieleranzahl : 2-5 Spieler
Alter : ab 12 Jahren
Dauer : ca. 60 Minuten
Erscheinungsjahr : 2010

Art : Zockerspiel

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Das Spielmaterial
25 Streckenteile - 5 Straußenfiguren - 100 Bewegungskarten - 5 Übersichtskarten - 30 Vorteilsplättchen - 1 Spielregel

Der Schwarze Freitag ist wohl eines der bekanntesten Ereignisse des letzten Jahrhunderts: In der Hochzeit der Börsenspekulation kaufte in den USA so gut wie jeder Aktien, ob er davon Ahnung oder nicht. Den Aktiengewinnen schienen keine Grenzen gesetzt. Abgesehen davon gründeten auch unheimlich viele Leute Aktiengesellschaften und zeichneten Aktien, ohne das irgendwas dahintersteckte. Und dementsprechend platzte die so erschaffene Seifenblase dann und die Kurse stürzten. In diesem Spiel von Friedemann Friese passiert das auch irgendwann und dementsprechend gilt es, noch vor dem "Schwarzen Freitag" am Spielende möglichst dicke Gewinne zu machen.

Vor dem Spiel kommen zunächst die Kursmarker auf das gekennzeichnete Feld mit der 7. Ein Silbermarker kommt auf das Feld 20 der Leiste für den Silberwert, der andere in die untere Silberleiste auf das Feld 0. Auf jede der drei Verkaufsleisten kommt jeweils ein Verkaufsmarkerpärchen jeder Farbe. Außerdem kommt auf die entsprechender Felder jeder Verkaufsleiste die vorgegebene Anzahl an schwarzen Koffern. Die restlichen schwarzen Koffer kommen auf die Felder der Preisänderungstabelle unten rechts. Nun werden die 5 Stufenkarten aufsteigend sortiert und als offener Stapel auf das entsprechende Feld gelegt. Neben dem Spielplan werden nun 4 Aktenkoffer in den 5 verschiedenen Farben als Markt ausgelegt. Nun kommen der Zinsmarker und von jeder Farbe noch jeweils 10 mehr Aktenkoffer in den Beutel, als Spieler teilnehmen. Jeder Spieler nimmt sich einen Sichtschirm und zieht 5 Aktenkoffer aus dem Beutel, die er hinter dem Sichtschirm ablegt. Ein Startspieler wird auf beliebige Art und Weise bestimmt und zieht 20 Aktenkoffer aus dem Beutel, die er in den Markt legt. Außerdem erhält noch jeder Spieler - außer dem Startspieler - die Karte mit der Spezialaktion.

Das Spiel wird in Spielerzügen gespielt, wobei der Startspieler beginnt und dann immer der nächste Spieler im Uhrzeigersinn an der Reihe ist. Ist ein Spieler an der Reihe, dann kann er genau eine der vier möglichen Aktionen durchführen:
Während des Spiels gelten außerdem einige Besonderheiten:
Wenn genau 5 Farbkoffer (also keine schwarzen Koffer, die zählen nicht mit) auf einer der Leisten stehen, dann wird eine Preisänderung ausgelöst. Pro Subvention muss jeder Spieler nun zunächst Zinsen in Höhe von 1 bezahlen. Kann er die Zinsen nicht bezahlen, dann muss er eine Subventionskarte umdrehen und diese Zinsen in seinem nächsten Zug bezahlen. Dazu kann er weitere Subventionen in Anspruch nehmen oder Aktien verkaufen. Nach der Bezahlung wird die Subventionskarte wieder umgedreht. Danach zieht der Spieler, der die Wertung ausgelöst hat, so viele Aktienkoffer aus dem Beutel, wie auf der aktuellen Stufenkarte angegeben. Entsprechend der Anzahl der gezogenen Koffer in dieser Farbe steigt nun der Wert der entsprechenden Farben. Wenn ein schwarzer Koffer gezogen wird, dann wird nur der Silberkurs um eine Stufe erhöht. Werden zwei oder mehr schwarze Koffer gezogen, dann wird genau diese Anzahl von allen anderen Farben abgezogen, d.h. Kurse können auch fallen. Der Silberkurs steigt trotzdem um so viele Felder, wie schwarze Koffer gezogen wurden. Nach der Kursanpassung kommen alle gezogenen Aktenkoffer in den Markt und die Koffer der Leiste, die die Preisänderung ausgelöst hat, kommen in den Beutel. Wenn eine Verkaufsleiste die Preisänderung ausgelöst hat, dann wird ab sofort die nächste Verkaufsleiste darunter genutzt. Erst nach der Nutzung der dritten Verkaufsleiste werden alle Verkaufsleisten wieder neu bestückt.

Außerdem wird die Silberleiste ausgewertet: Für jeweils drei verkaufte Silberbarren steigt der Silberkurs um eine Stufe. Der Marker auf der Silberleiste wird dann wieder auf 0 gesetzt. Dann muss noch der höchste Kurswert ermittelt werden: Steht er in einem bisher noch nicht erreichten Stufenbereich, dann wird sofort die entsprechende Stufenkarte aufgedeckt und ab sofort nach den Vorgaben dieser Karte gespielt. Für jede neu erreichte oder übersprungene Stufe kommt ein schwarzer Aktenkoffer zurück in den Beutel.

Das Spiel endet, sobald der Kurswert für Silber auf 100 gestiegen ist. Jeder Spieler kann nun noch alle seine Aktien verkaufen und bis zum Maximum Subventionen aufnehmen, um für das so erhaltene Geld dann Silberbarren zum aktuellen Kurswert zu erwerben. Wer dann am meisten Goldbarren besitzt, hat das Spiel gewonnen. Gleichstände werden über den Besitz von Silberbarren aufgelöst.
    (Troudi 04.01.2011)

Weitere Infos:
- Die Homepage von Kosmos

Troudi vergibt 6 von 10 Punkten:
Bei "Schwarzer Freitag" muss man das dickste Problem leider zuerst erwähnen: Die Regel. Die ist nämlich leider unsortiert, unübersichtlich und an vielen Stellen auch noch ziemlich unexplizit, was häufig zum Problem wird. Besonders wohl auch für Spieler, die noch nicht zu den Veteranen der Szene stellen. Insgesamt zu viel Platz für Interpretation. Wichtiger aber ist, was kann das Spiel? Auch da ist der Eindruck insgesamt eher zwiespältig gewesen. Was gefiel uns zunächst mal gut? Gut kam einmal die Idee an, alles über die Koffer zu regeln, was den relativ hohen Verwaltungsaufwand im Spiel handhabbar macht. Gut gefiel uns auch der Mechanismus, wie man den Markt beeinflussen kann und die Art, wie in diesem Spiel Marktmechanismen simuliert werden - das geht sogar für meine Begriffe in Richtung einer realistischen Börsensimulation. Und genau in dieser Börsensimulation liegt vielleicht auch das Problem: Zunächst einmal ist das ganze Spiel insgesamt sehr trocken und die Interaktion zwischen den Spielern beschränkt sich auf das Beobachten der Aktionen der Mitspieler. Und diese Aktionen werden von zwei Elementen bestimmt, die das Spiel eher zu einer Börsensimulation für Hobbyspekulanten als für Investmentbanker machen: Jeder weiß, das irgendwann Feierabend ist und dementsprechend versucht jeder schon recht früh im Spiel, seine Schäfchen durch das Verkaufen von Aktien schnell ins Trockene zu bringen, was die späteren Spielerzüge sehr ereignislos macht und das Spiel etwas langweilig, da im weiteren Verlauf dann relativ häufig gepasst wird. Das zweite Element ist ein nicht zu unterschätzendes Glückselement, das durch das Ziehen der Koffer aus dem Beutel entsteht. Da entsteht dann tatsächlich der Eindruck der Zeit vor dem "Schwarzen Freitag", in der jeder einfach so Aktien kaufte, um möglichst schnell reich zu werden - nur leider wusste man ja damals nicht, was passieren würde, sondern kaufte einfach drauf los. Aus der heutigen Sicht was man das natürlich und wird sein Spiel dann auch dementsprechend anpassen. Vielleicht ist das Thema dann doch nicht so spielbar, wie man denken könnte - oder der Autor wollte genau diesen Effekt erreichen. Vielleicht hätte man hier durch etwas mehr Spielereinfluss aber das Spiel interessanter machen können. Insgesamt ist das Zockerelement im Spiel wohl tragend: Man darf nicht zu früh aussteigen, sondern muss spekulieren. Irgendwann gehen die Kurse dann runter, wann weiß man aber nicht so genau. Bis dahin muss man halt möglichst viel Profit machen und dann noch zum richtigen Zeitpunkt aussteigen. In einigen unserer Spielrunden wurde "Schwarzer Freitag" dementsprechend als spaßiges Zockerspiel mit einem begrenzten Maß an Einfluss empfunden, andere Runden fanden das Spiel dann doch eher "noch nicht ganz fertig" oder "zu glücksbetont". Ich denke, man muss "Schwarzer Freitag" einfach selber ausprobieren und dann entscheiden - wenn man denn einen kompetenten Regellesen oder besser noch Regelerklärer findet. Im Handel ist das Spiel für ca. 28 Euro im Handel zu haben.

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