Der etwas andere Messebericht Nürnberg 2005

2.32 Uhr Freitag bzw. Samstag morgens: Eine Gruppe angeschlagener gerade noch Troudis-Geburtstag-gefeiert-habender Menschen stieg hochmotiviert in den Nachtzug gen Nürnberg. Im Großraumabteil des Zugs herrschte Hochstimmung. Junge ausgelassene Münsteraner spielten Karten. "Re" und "Contra" Rufe hinderten uns am Einschlafen, sowie grelles, beißendes Licht von oben, über das wir uns entnervt beklagten. Die Fahrscheinkontrolleure nahmen ihren Job besonders ernst und im Stundentakt mussten wir unsere Fahrkarten vorzeigen. Endlich leerte sich der Zug in Frankfurt einigermaßen und wir ergriffen die Gelegenheit uns mit weiteren Messebesuchern, die schon seit Stunden über die Neuigkeiten im Modellbahnbereich fachsimpelten, zu unterhalten.
Entrüstet beklagten wir uns über das grelle Neonlicht. Verdutzte Gesichter teilten uns mit, dass man doch den im Kopfteil integrierten Lichtschalter nur zu drücken bräuchte, um dieses auszuschalten. So genossen wir noch ganze 2 Stunden Schlaf, außer einer von uns, der immer noch andauernd die Fahrkarten vorzeigen musste. Todmüde, aber immerhin noch hochmotiviert, schleppten wir uns im Nürnberger Hbf zur nächstbesten Waschgelegenheit um uns im Anschluss mit einer guten Tasse Triple-Espresso auf den Tag X, den alle herbeigesehnt hatten, vorzubereiten. Praktischerweise brachte uns die Ubahn direkt bis vor die Messetür.

Da standen wir nun - in den riesigen heiligen Hallen des Spiels, die wir bislang nur aus den dilletantischen Messeberichten des bayerischen Regionalsenders kannten. Voller Ehrfurcht und nicht ohne Hohn, da unsere Männer sich mit - wie wir meinten - albernen Namensschildchen und Visitenkärtchen im Vorhinein präpariert hatten. Dies taten aber wir nur höchstens eine halbe Stunde lang, bis wir nämlich feststellen mussten, dass wirklich jeder Messestand Visitenkarten verlangte und sogar erleichtert die Namen unserer beiden Online-Redakteure ablas.




Dirk mit berühmten
Namensschildchen
Von der Spielemesse in Essen sind wir es gewohnt, uns durch große Familientrauben und genervte Spieleerklärer zu wuseln. Das Erscheinungsbild unterscheidet sich hier gravierend: In überdimensionalen Messehallen, wobei 2 Hallen genau so groß sind, wie die gesamte Essener Messe, werden - nach Produktgruppen sortiert - Spielwaren jeglicher Art präsentiert. Zudem wird ein anderes Klientel angesprochen, vorrangig Fachhändler und Presse. Daher war es an diesem Samstag nicht halb so voll wie z.B. am ersten Essener Messetag. Wichtig aussehende Anzug- und Kostümträger/innen, die zwischendurch "Kaufen, kaufen, kaufen!" in ihr Handy brüllten, schüchterten uns doch anfangs etwas ein. Um so angenehmer waren wir überrascht, als wir uns am Kosmos-Stand vorstellten. Sofort nahm sich ein engagierter und sympathischer Mitarbeiter unserer an und stellte uns sehr detailliert die von uns heiß ersehnten Neuigkeiten aus dem Hause Kosmos vor.






Amazonas von Stefan Dorra, eine der Kosmos Neuheiten


 Zauber Stauber von Heinrich Glumpler
Vor allem "Ubongo" hat uns hier sehr gut gefallen, auch wenn das grell-bunte Erscheinungsbild anfangs sehr gewöhnungsbedürftig war. Im Kern ist es das Ziel des Spiels, geometrische Figuren so zusammen zu legen, dass sie in ein vorgegebenes Feld passen. Dies gelang auch allen sehr gut - außer unserem Super-Mathematiker Superfred, der einen "Hauch" länger brauchte. Ebenfalls kam bei uns gut an, dass wir jedes Spiel nach der Erklärung kurz anspielen konnten, besonders das Kommunikationsspiel "Frauen und Männer" riss uns so mit, dass wir gern noch eine zweite Runde ansetzten.

Direkt am Kosmos-Stand hatte Phalanx eine kleine Nische und präsentierte dort seine Neuheiten. Und das Schöne - Phalanx-Fans aufgepasst - das neue Spiel "Alexander der Große" kommt zwar in der üblichen Spieleschachtel, jedoch passt das Spielmaterial komplett in die Box. Ja ihr habt richtig gelesen: Es gibt ein neues Schachtel-Inlay und das ganze Spielmaterial findet - ohne zu quetschen - bequem Platz. Brettspieler die "Raja" oder "Revolution" besitzen, kennen bestimmt dieses Problem.

Ermutigt durch dieses positive Erlebnis veränderte sich unser Auftreten. Zielsicherer gingen wir nun auf die anderen Verlagsstände zu. Die Möglichkeit, auch dort Spiele anzuspielen, war leider nicht gegeben. Trotzdem waren die Mitarbeiter alle sehr auskunftsfreudig und beantworteten unsere Fragen sehr hilfsbereit. Gerne erklärten sie uns ihre Neuheiten, auf Wunsch ausführlich oder auch nur in 3 Sätzen. Wobei hier anzumerken ist, dass die GGGs es doch immer sehr gerne ausführlich haben.
Dabei fanden wir am Queen-Games-Stand den Meister der Ausführlichkeit vor: Nämlich Wolfgang Panning. In seiner mitreißenden Art schaffte er es uns den Mund wässrig zu machen auf die 3. Alhambra-Erweiterung "Die Stunde der Diebe". Der Tipp an alle Besucher der Essener Messe: Bietet sich euch die Gelegenheit an, euch von Herrn Panning ein Spiel erklären zu lassen, nutzt die Chance auf jeden Fall.








Wolfgang Panning im Gespräch mit den beiden Jungs

Piratenbucht
Im Übrigen war es sehr schön zu sehen, mit wieviel Herzblut die Mitarbeiter einiger Verlage hinter ihren Neuerscheinungen stehen. Besonder hervorzuheben ist hierbei Pro Ludo. An dem kleinen, aber sehr feinen Stand, erfuhren wir hierbei auch sehr viel über die Hintergründe der Neuerscheinungen und der neue Prototyp "Knights of the Round Table" hinterließ bei uns einen sehr guten Ersteindruck.



Prototyp Knights Of The Round Table
Na, wer hätte nicht gerne diese wunderschöne, zum Spielen animierende 3D-Version von Piratenbucht, das Sofa im Wohnzimmer müsste zwar weichen, eingefleischten Brettspielfans fällt die Wahl wohl eher nicht schwer.

Zudem fanden wir auch kuriose Neuerscheinungen vor, z.B. das "Schnappi-Spiel" von Noris. Nun warten wir noch darauf, dass auch der neueste Hit von Mike Krüger oder Gunter Gabriel als Spiel aus dem Boden gestampft wird.




Troudi beim Pausieren
Schade, dass wir bei Abacus versäumt haben, einen Termin zu vereinbaren. Dieser Stand war leider immer so stark frequentiert und überlaufen, dass wir es leider nicht schafften, unseren langgehegten Wunsch nach einer Kartenerweiterung zum Spielehit "Wie ich die Welt sehe" vorzutragen. Nach 7 Stunden Dauergelaufe suchte der eine oder andere von uns noch Erheiterung bei diversen - brettspielfremden - Ständen. Z.B. japanisches Elektrospielzeug, beißende Dinos aus Stahl, Lernsoftware für Zweijährige (ja, es ist wirklich schwer, den lachenden Clown zum Jonglieren zu bekommen) oder gar Karnevalskostüme ("Da sin wer dabei hier, dat ist primaaaa...."). milenia hätte alles gegeben, hier diese niedlichen, rosanen Elfenflügelchen zu kaufen, aber leider ist es in Nürnberg nicht möglich, Waren direkt am Stand zu beziehen. Das war Glück für uns, denn keiner hätte wirklich Lust gehabt, mit einer XXL-Elfe durch die Nürnberger-Altstadt zu laufen.








Nach 8 Stunden nutzte ein jeder von uns jede - nur im Ansatz als Sitzgelegenheit zu nutzende Fläche - zu missbrauchen und die Fleischklumpen - formally known as Füße - zu entlasten. Nörgelnd mussten bei Messeschluss Troudi und Superfred aus den Hallen getrieben werden. Satzfetzen wie ".....aber wir haben doch noch nicht....", "....wir wollten doch noch....", "....auf Toilette kann man auch später noch gehen....", "....wer braucht denn hier wat zu essen...." waren dabei vernehmbar.

Schnell fanden wir ein behagliches Lokal in der Nürnberger Altstadt, wo wir uns die köstlichen fränkischen Spezialitäten einverleibten und so manche Maß Bier zur Erholung genossen. Völlig erschöpft schauten wir um 21.00 Uhr auf unsere Fahrkarten und mussten mit Grauen feststellen, dass wir bis zur Rückfahrt noch knapp 6 Stunden zu überbrücken hatten. Glücklicherweise gab es direkt hinter dem Bahnhof eine Institution, die uns rettete.
Nein, nicht die Bahnhofsmission, sondern der Spiele-TÜV, ein von katholischer Kirche und Stadt finanzierter Spieltrefff, der durch den Spielclub Ali Baba betreut wird. Hier kann man Neuigkeiten der Messe sowie altbekannte Spiele in gemütlicher Atmosphäre testen und spielen. Dorthin humpelten wir dann und fanden hier auch einen Teil des Messepublikums wieder. Um 2.48 Uhr ging unser Zug gen Ruhrgebiet. Die Beine noch nicht gänzlich im Waggon habend, schliefen wir bereits erschöpft ein, von einem warmen Bett und einer Dusche träumend.

Mit winkenden Grüßen

Euer GGG-Team

ACHTUNG: Hier noch der Messe-Tipp des Jahres 2005. Wer sich mal einen Tag lang unakzeptiert und jeglichem Spott ausgeliefert fühlen möchte, verkleide sich als überdimensioniertes Gemüse und versuche geschäftigen, Trollies hinter sich ziehenden Anzugträgern Werbeprospekte in die Hand zu drücken.

Natürlich findet ihr hier auch Infos über die Nürnberger Spieleneuheiten,
wahlweise in der Kurzübersicht oder in der ausführlichen Übersicht.