Siena

Vielen Dank an Zugames für ein Rezensionsexemplar

Auf einen Blick:
Verlag : Zugames
Autor : Mario Papini
Grafik : Ombretta Bernardi
Spieleranzahl : 2-5 Spieler
Alter : ab 12 Jahren
Dauer : ca. 90 min.
Erscheinungsjahr : 2005
 
Spielart:Taktikspiel

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Das Spielmaterial
1 Spielplan - 7 Schicksalskarten - 8 Künstlerkarten - 3 Übersichtskarten - 36 Spielsteine - 40 Holzwürfel - 75 Siena-Karten - 1 Spielanleitung (Deutsch, Englisch, Italienisch)

Im mittelalterlichen Italien beginnen die Spieler in diesem Spiel als einfache Bauern, die sich nach besserem sehnen. Ihr erklärtes Ziel ist es, als Mitglied des Stadtrates von Siena in den sog. Neunerrat der Stadt gewählt zu werden. Dabei müssen die Spieler sich durch das geschickte Ausspielen von Karten als Bauer mit Ackerbau, als Händler mit Verkäufen und als Bankier mit schlauem Manövrieren in der Stadt beweisen. Der Bankier muss aber auch viele Investitionen tätigen, um dadurch die begehrten Zustimmungspunkte zu erlangen, die ihn schließlich in den Neunerrat bringen sollen.

Vor dem Spiel wird zunächst ein Würfel auf das Feld mit der 0 der Geldleiste gelegt und ein weiterer auf das Bild mit dem Kornfeld. Der schwarze kegelförmige Spielstein symbolisiert den Bettler Calandrino und kommt auf das Viertel "Banchi di Sotto" des Spielplanes. Danach wählt jeder Spieler eine Farbe und legt drei Steine in seiner Farbe vor sich ab (symbolisieren den momentanen Status eines Bauern). Ein weiterer Stein wird auf die "28" der Geldleiste gelegt, um das Startkapital anzuzeigen. Ein weiterer Holzwürfel zeigt an, in welcher Runde man sich gerade befindet (zunächst auf die 0 der Geldleiste).  Mit Hilfe eines Spielsteins jedes Spielers wird dann zufällig die Startreihenfolge ermittelt, danach werden die Steine in der entsprechenden Reihenfolge (von oben nach unten) auf die Initiativtabelle gelegt. Aus den Künstlerkarten wird zunächst die Nummer 8 herausgezogen und mit 2 weiteren Karten gemischt. Diese kommen dann unter den gut gemischten Stapel mit den übrigen Künstlerkarten. Die 7 Schicksals-Karten werden gemischt und neben dem Spielplan bereitgelegt, genauso die Senesi-Karten. Aus den Siena-Karten werden die herausgesucht, die einen Stern und zahlen von 1-5 haben und offen ausgelegt, alle übrigen Siena-Karten werden gemischt und bilden einen Nachziehstapel.

Bevor das eigentliche Spiel beginnt, erfolgt zunächst die Start-Auktion. Der ärmste Spieler (immer der, dessen Spielstein auf der Initiativtabelle am weitesten unten steht) beginnt mit der Aktion. Beginnend mit ihm kann jetzt jeder Spieler entweder eine der 7 ausliegenden Karten versteigern oder auf die Versteigerung einer Karte verzichten. Wer keine Versteigerung durchführt, darf allerdings in der ersten Versteigerungsrunde auch an keiner Versteigerung teilnehmen. Dabei wird immer mit Gulden geboten, wobei ein Spieler immer das Gebot erhöhen oder passen kann, wobei passende Spieler aus der laufenden Aktion ausscheiden. Der Spieler, der als letzter übrigbleibt, gewinnt die Auktion und muss den gebotenen Betrag in Gulden bezahlen. Danach ist der nächste Spieler - laut der Intiativtabelle - an der Reihe. Möchte kein Spieler mehr eine Karte versteigern oder sind alle Karten versteigert worden, endet die Start-Auktion und das eigentliche Spiel kann beginnen.

Das Spiel geht über mehrere Runden, wobei es jeweils 3 verschiedene Phasen in jeder Runde gibt.

1. Nächste Spielrunde anzeigen
Zunächst wird der Würfel auf der Geldleiste ein Feld weiter nach vorne gezogen um anzuzeigen, dass  eine neue Spielrunde begonnen hat.

2. Karten kaufen
Zunächst wird die Spielerreihenfolge auf der Initiativtabelle neu festgelegt. Dabei kommt der Spielstein des Spielers mit dem wenigsten Geld auf der Geldleiste ganz nach unten auf die "+0". Die anderen Spieler folgen in aufsteigender Reihenfolge. Sollten zwei Spieler gleich viel oder wenig Geld besitzen, gilt der Spieler als ärmer, der zuerst auf diesem Spielfeld stand und dessen Spielstein unter dem des Mitspielers liegt.

Danach werden dann doppelt so viele Siena-Karten aufgedeckt und neben den Spielplan gelegt, wie Mitspieler teilnehmen. In Spielerreihenfolge darf sich nun jeder Spieler entweder eine Karte (ohne Stern) kaufen oder passen. Kauft er eine Karte, nimmt er diese auf die Hand und zieht sich dementsprechend viel Geld ab. Der Preis entspricht jeweils der roten Zahl auf allen Karten. Dazu kommt noch ein Bonus, entsprechend der Position des Spielers auf der Initiativtabelle. Egal ob der Spieler eine Karte kauft oder nicht, auf jeden Fall zieht er seinen Spielstein auf der Initiativtabelle ein Feld nach rechts. Jeder Spieler hat genau zweimal die Möglichkeit, eine Karte zu nehmen oder zu passen. Achtung: Ein Spieler kann nie mehr als sieben Handkarten besitzen.

Am Ende dieser Phase können noch Karten mit Stern und normale Karten liegenbleiben. Karten mit Stern werden versteigert, wobei der ärmste Spieler die Auktion beginnt. Will die Karte niemand, wird sie abgelegt. Nicht genommene Karten ohne Sternchen kommen ebenfalls auf den Ablagestapel. Liegen mehrere Karten mit Sternchen auf dem Tisch, wird nur die mit der niedrigsten grünen Zahl versteigert. Die übrigen Karten bleiben bis zur nächsten Rund liegen.

3. Aktionen durchführen
Der ärmste Spieler darf in dieser Phase bestimmen, wer anfangen soll. Das kann er selber oder jeder andere Mitspieler sein. Danach folgen die Spieler in ganz normaler Reihenfolge. Ein Spieler kann in seiner Runde immer so viele Karten abwerfen, wie er möchte. Diese Karten kommen auf den Ablagestapel. Auch andere Karten können in beliebiger Anzahl ausgespielt werden, allerdings können einige Karten nur ausgespielt werden, wenn man einen bestimmten Status (also Bauer, Händler oder Bankier) hat. Bevor Karten ausgespielt werden, erhält ein Spieler, der Bankier ist, erstmal 8 Gulden auf der Geldleiste und darf ein Feld im Uhrzeigersinn vorgehen (auf den 10 einzelnen Feldern der Stadt; außerdem kann man freiwillig auf die Kneipe gehen, s.u.; für eine längere Bewegung kann außerdem jede beliebige Karte ausgespielt werden und man nutzt die grüne Zahl auf der Karte zusätzlich, ohne die Aktion zu nutzen). Abgesehen davon erhält ein Bankier immer 3 Gulden, wenn ein Händler einen Verkauf tätigt. Im Spiel gibt es folgende Kartentypen:
Außer Karten auszuspielen, kann der Bankier noch zusätzliche Aktionen ausführen:
Hat ein Spieler seine Aktionsphase beendet, kann er außerdem sich selber aufsteigen lassen: Zum Händler kann man seinen Aufstieg ab einem Betrag von 30 Gulden auf der Geldleiste erklären, ab 80 Gulden zum Bankier. Dann entfernt man bei jedem Ausstieg einen der vor sich ausliegenden Spielsteine, um den neuen Rang darzustellen. Zu beachten ist, dass man einen Rang nicht wieder verlieren kann und dass man in einer Runde nicht vom Bauern zum Bankier aufsteigen kann.

Das Spiel endet sofort, wenn entweder die letzte Etage des Turms gebaut worden ist, der Künstler mit der Nummer 8 "engagiert" wurde oder nach dem Ablauf von 20 Runden. Jeder Spieler, der Bankier geworden ist, stellt dann einen Spielstein auf die 28 der Geldleiste. Der Spieler mit dem meisten Geld erhält zwei Siegpunkte, der Spieler mit dem wenigsten Geld verliert zwei Siegpunkte. Danach erhält jeder Spieler soviele Siegpunkte, wie dies die Zahlen auf seinen Senesi- und Künstlerkarten angeben. Für den Turm gibt es - sortiert nach Etage - 2,3,4,5,6,7 und 9 Punkte, außerdem 2 Punkte für den Spieler mit den meisten gebauten Etagen im Turm (bei Gleichstand gewinnt derjenige, der die weiter untenliegende Etage gebaut hat). Danach muss man für die "Geizwürfel" noch Punkte abziehen: Für den ersten Würfel 1, für den zweiten Würfel zusätzlich 2, für den dritten Würfel zusätzlich 3 Punkte usw.. Am Ende gewinnt der Spieler, der die meisten Siegpunkte auf der Geldleiste hat. Er gewinnt die Zustimmung der Bürger von Siena und wird Mitglied des Neunerrates der Stadt.

(Troudi 21.12.05)

Weitere Infos:
- Die Homepage von Zugames

Troudi vergibt 8 von 10 Punkten:
Schon das Spielmaterial - vor  allem der Spielplan mit seinen mittelalterlichen Fresken - macht auf den ersten Blick einen guten Eindruck. Dieser gute Gesamteindruck bleibt dann auch während des Spiels erhalten. Zugegeben: Die Anleitung ist zum Teil etwas schwammig und man muss bei einigen Dingen schon genau nachlesen, bevor man das Spiel dann in Angriff nehmen kann. Hat man die Karten aber einmal drauf, ist das dann auch kein Problem mehr. Ingesamt hatten wir es hier mit einem Brettspiel zu tun, das durch das Ausspielen von Karten gesteuert wird. Interessant ist der Aufbau in drei Phasen der eigenen Identität und die - bedingt freie - Wählbarkeit des eigenen Aufstieges. Bauer und Händler sind vor allem dann lukrativ, wenn noch andere Spieler eine Stufe höher oder sogar niedriger sind, da man dann hier stets davon profitieren kann. Besonders interessant ist natürlich der Wechsel zum Bankier, denn da ändert sich das Spiel eigentlich grundlegend: Hier geht es nun darum, sein Geld zusammenzuhalten und damit möglichst viele Zustimmungspunkte zu finanzieren. In der Stadt wird "Siena" dann zu einem Zugspiel, bei dem es aber nach wie vor auch um den taktischen Einsatz von Karten geht. Insgesamt sollte man vor allem auch darauf achten, dass man nicht immer als erster Spieler auf der Initiativleiste steht, denn dann kommt man tatsächlich schlecht an Karten. Es gilt immer, Karten zu nehmen oder zu ersteigern und diese zum richtigen Zeitpunkt einzusetzen. Besonders als Bankier hat man gute Gelegenheit dazu, Händlern Karten wegzuschnappen, da man diese Karten ja selber auch als Bewegungskarten einsetzen kann. Der Verlag Zugames hat sich selber zum Ziel gesetzt, nur ein Spiel pro Jahr rauszubringen, dafür aber einen hohen Qualitätsmaßstab anzulegen. Nach "Feudo" im letzten Jahr ist Zugames das auf jeden Fall auch wieder mit "Siena" gelungen und man darf auf das neue Spiel im nächsten Jahr gespannt sein. Trotzdem hat das Spiel auch Aspekte, die nicht so gut gelungen sind: Einmal auf jeden Fall die deutsche Anleitung (die englische ist wesentlich präziser), dann aber auch das Thema: Natürlich will das Spiel eine Geschichte erzählen, allerdings wirken - gerade später in der Stadt - dann einige Aktionen doch als relativ konstruiert, was dem Spielspaß insgesamt aber keinen Abschwung tut. Die Spielzeit von 90 Minuten wird außerdem bei Spielern, die gerne mal etwas länger über einen Zug nachdenken, dann doch deutlich überschritten. Das Spiel ist für ca. 35 Euro im Handel zu haben.

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