Vor den Toren von Loyang

Vielen Dank an den Heidelberger Spieleverlag für ein Rezensionsexemplar

Auf einen Blick:
Verlag : Hall Games
Autor : Uwe Rosenberg
Grafik : Klemens Franz / atelier198
Spieleranzahl : 1-4 Spieler
Alter : ab 12 Jahren
Dauer : 60-120 Minuten
Erscheinungsjahr : 2009

Spielart : Taktikspiel

Auszeichnungen:
DSP: Essener Feder 2010
Juego del Ano 2019 Empfehlungsliste

ZUR HAUPTSEITE
Vor den Toren von Loyang von Hall games

Das Spielmaterial
1 Spielplan - 4 Spielerpläne - 14 Zufriedenheitsmarken - 35 Käschmünzen - 48 Weizensteine - 46 Kürbisssteine - 44 Rübensteine - 36 Chinakohlsteine - 32 Bohnensteine - 25 Lauchsteine - 4 Wertungssteine - 2 Startspielersteine - 4 Lager/Karren-Karten - 4 Übersichtskarten - 6 Kreditkarten - 36 Parzellenkarten - 70 Aktionskarten  - 1 Spielregel

Vor ungefähr 2.000 Jahren erlangt die Stadt Loyang große Bedeutung, als sie unter der Han-Dynastie eine der 4 wichtigsten Städte des alten chinesischen Reiches wurde. Dementsprechend schnell fing die Stadt an, sich zu entwickeln und mehr und mehr Leute kamen nach Loyang. Von diesem "Boom" profitierten aber nicht nur die Städter, sondern vor allem auch die Bauern auf dem umliegenden Land, denn es ein rasanter Markt mit einer großen Gier nach landwirtschaftlichen Erzeugnissen entwickelte sich in Loyang. Diese Landwirte wetteifern nun darum, wer von ihnen der erfolgreichste ist und es auf dem "Pfad des Wohlstandes" am weitesten nach vorne schafft.

Vor dem Spiel werden die Aktionskarten gemischt und als verdeckter Stapel in die Tischmitte gelegt. Jeder Spieler nimmt sich einen Spielerplan und erhält 10 Käsch Startkapital, 1 Stammfeld aus den Parzellenkarten, 1 Wertungsstein (kommt auf das Feld 1 der Wertungsleiste), eine Übersichtskarte und ein Lager/Karren-Karte, die mit der Seite mit dem kleinen Bild des Lagers nach oben vor dem Spieler abgelegt wird. Nun werden alle Felder des Ladens auf den Spielerplänen mit den entsprechenden Warensteinen belegt, außer den beiden weiß hinterlegten Feldern unten rechts auf dem Spielplan. Für jeden Spieler werden aus den Parzellenkarten jeweils 2 Sätze mit je einem 3er-, 4er-, 5er- und 6er-Feld darauf benötigt. Beide Sätze werden getrennt voneinander gemischt und ein Stapel verdeckt auf dem anderen links neben dem Spielerplan abgelegt. Ein Startspieler wird auf beliebige Art und Weise ausgelost und erhält den großen Startspielerstein. Beginnend mit dem Startspielerspieler und dann weiter im Uhrzeigersinn kauft sich nun jeder Spieler 1 Ware aus seinem eigenen Laden und bezahlt dafür soviel Käsch, wie auf dem dunklen Preisschild unter- bzw. oberhalb des Warenfeldes angegeben. Den Warenstein pflanzt jeder Spieler auf seinem Stammfeld an. (Dabei bedeutet "anpflanzen", auch später im Spiel, immer, dass der Spieler einen Warenstein auf eine Parzellenkarte - in diesem Fall die Stammparzelle - legt und alle anderen Parzellen auf der Karte mit gleichen Warensteinen belegt, die er aus dem allgemeinen Vorrat nimmt.) Wichtig ist, dass jeder Spieler nur eine der Waren anpflanzen darf, die auf dem Stammfeld angegeben ist und maximal 2 Spieler die gleiche Warensorte anbauen dürfen.

Das eigentliche Spiel geht über 9 Runden, wobei jede Runde aus insgesamt 3 Phasen besteht. In genau dieser Reihenfolge werden immer die Erntephase, die Kartenphase und die Aktionsphase durchgespielt. Im Detail laufen diese drei Phasen folgendermaßen ab:

1. Erntephase
Zunächst deckt jeder Spieler die oberste Parzellenkarte auf und legt sie rechts neben sein Stammfeld. Dann nimt sich jeder Spieler von jeder bepflanzten Parzellenkarte genau 1 Warenstein und legt diesen auf seinen Karren. Auch alle Warensteine aus dem Lager kommen auf den Karren. Wurde dabei eine Parzellenkarte völlig abgeerntet, dann kommt diese Karte nun auf den Ablagestapel.

2. Kartenphase
Die Karten des Ablagestapels werden in den Stapel mit den restlichen Aktionskarten eingemischt. Jeder Spieler bekommt dann 4 Karten von diesem Stapel auf die Hand. Nun erfolgt die Verteilungsrunde der Kartenphase. Der Spieler mit dem großen Startspielerstein legt eine Karte von seiner Hand in die Mitte der Spielfläche, die erste Karte des sog. "Hofes". Danach ist dann immer der nächste Spieler im Uhrzeigersinn an der Reihe, der immer eine von genau zwei Möglichkeiten hat: Entweder legt der Spieler eine weitere Karte in den Hof oder er nimmt sich 1 Karte aus dem Hof und 1 Karte aus seiner Hand und legt seine restlichen Handkarten auf den Hof. Die beiden erhaltenen Karten werden neben dem entsprechenden Symbol des Spielerplans angelegt. Der Spieler scheidet dann aus der aktuellen Verteilungsrunde aus. Ist nur noch ein Spieler übrig, dann muss dieser sofort seine Wahl treffen. Er darf keine weitere Karte mehr in den Hof legen. Auch ein Spieler, der nur noch eine Handkarte hat, muss sich entscheiden, sobald er an der Reihe ist. Die nach der Verteilungsrunde übrigen Karten bilden den neuen Ablagestapel.

Einige Karten haben Auswirkungen, sobald ein Spieler sie an seinem Spielerplan anlegt: Bei einem "Stammkunden" wird sofort ein Zufriedensheitsmarker oben rechts auf die Karte gelegt. Wird ein "Marktstand" ausgespielt, dann werden sofort die entsprechenden Warensteine auf die Felder der Karte gelegt und wenn eine Parzellenkarte angelegt wird, dann muss sie sofort mit 2 Käsch bezahlt werden. Um zu bezahlen, können auch sofort Waren verkauft, Helferkarten ausgespielt oder ein Kredit aufgenommen werden.

Damit ist die Kartenphase beendet und der Spieler, der in der zuletzt seine Karten ausgewählt hat, wird neuer Startspieler und erhält den großen Startspielerstein. Der Spieler, der als vorletzter Spieler seine Karten gewählt hat, erhält den kleinen Startspielerstein und wird zweiter Startspieler.

3. Aktionsphase
Jeder Spieler führt nun einen Spielerzug durch. Dabei ist zuerst der Startspieler, dann der zweite Startspieler und dann der dritte Spieler an der Reihe. Bei vier Spielern sucht sich der Startspieler einen der Spieler aus, die keinen Startspielerstein erhalten haben. Dadurch erhält der zweite Startspieler automatisch auch einen Spielpartner. Zuerst führen die beiden Startspieler ihre Aktionen durch, dann übergeben sie gleichzeitig an ihren beiden Spielpartner. Die Spieler dürfen die zur Verfügung stehenden Aktionen auf der Übersichtskarte beliebig häufig und in beliebiger Reihenfolge durchführen (Ausnahme: die Aktion "Doppelpack kaufen" allerdings nur einmal), wenn sie an der Reihe sind. Folgende Aktionen stehen zur Verfügung:
Die Aktionsphase eines Spielers endet, sobald er alle seine gewünschten Aktionen durchgeführt habt. Der Spieler kann nun seine noch verbleibenden Warensteine auf der Karren-/Lager-Karte vom Karrenbereich in den Lagerbereich verschieben. Das Lager hat grundsätzlich eine Kapazität von 1 Warenstein, allerdings kann der Spieler für 2 Käsch die Karte auf die Rückseite drehen, so dass das Lager eine Kapazität von 4 Warensteinen hat. Der Spieler kann höchstens so viele Warensteine einlagern, wie dies der Kapazität des Lagers entspricht. Alle anderen Warensteine kommen in den allgemeinen Vorrat zurück, wenn sie nicht doch noch auf dem eigenen Markt verkauft werden können. Danach haben der Spieler die Möglichkeit, mit seinem Wertungsstein auf der Wertungsleiste vorzurücken: Das erste Feld in jeder Runde kostet dabei immer 1 Käsch, jedes Feld danach dann immer den darauf aufgedruckten Betrag.

Haben alle Spieler ihre Aktionsphasen beendet, dann ist die Runde beendet und die nächste Runde beginnt wieder mit der Erntephase.

Das Spiel endet automatisch nach der 9. Runde. Hat ein Spieler während des Spiels einen oder mehrere Kredite aufgenommen, muss seinen Wertungsstein auf der Wertungsleiste pro aufgenommenen Kredit ein Feld nach hinten ziehen. Das Spiel hat der Spieler gewonnen, der dann auf der Wertungsleiste am weitesten vorne steht. Gleichstände werden zunächst über die Mehrheit an Käsch aufgelöst, danach über die Anzahl an verbliebenen Waren auf Feldern und im Lager.
(Troudi 12.01.10)

Weitere Infos:
- Die Homepage von Hall Games

Troudi vergibt 7 von 10 Punkten:
"Vor den Toren von Loyang" ist das dritte Spiel der Trilogie von Uwe Rosenberg und gleichzeitig das erste Spiel von "hallgames". Und dabei muss man sagen: Das Spiel kann sich sehen lassen. Die Spielmaterialien sind grafisch nett und ansprechend gestaltet und auch das Holzmaterial schafft eine nette Spielamtosphäre. Die Anleitung ist ausführlich, lückenlos und lässt keine Fragen offen. Wie aber spielt sich das Spiel? Grundsätzlich hält sich die Komplexität der Regeln in Grenzen und das Spiel ist relativ schnell erklärt, allerdings lassen einen die Regeln zunächst noch darüber im Dunkeln, worum es im Spiel geht. Das wird dann auch erst nach der ersten Partie klar, wenn man einmal die verschiedenen Karten und den dahintersteckenden Verteilungsmechanismus und dessen Bedeutung durchschaut hat. Wichtig in dem Spiel ist nämlich, möglichst viel Geld zu verdienen und so möglichst weit auf dem "Pfad des Wohlstandes" nach vorne zu kommen und dafür ist eine vorausschauende Planung unerlässlich. Dabei hat sich in unseren Testrunden die Strategie am erfolgreichsten entwickelt, möglichst viele Stammkunden zu besitzen und zu bedienen und gleichzeitig auch noch Laufkunden abzufertigen, da diese mehr Geld bringen. Die anderen Karten wie Helfer, Marktstände etc. dienen dabei als Erfüllungsgehilfen, um möglichst günstig an die benötigten Waren zu kommen und dementsprechend Stamm- und Laufkunden bedienen zu können, denn das bringt Geld. Hat man keine Kunden mehr, sollte man mithilfe des "Doppelpacks" versuchen, möglichst schnell an welche zu kommen. Auf diese Bedürfnisse des Spiels ist eben auch die Kartenverteilungsphase durch die Spieler abzustimmen und dementsprechend schwierig ist es für Anfänger, in den ersten Partien erfolgreich zu sein. Wer erfolgreich sein will, sollte schauen, dass er Waren hat, die er gut zum Tausch z.B. an Marktständen nutzen kann, dass er Waren hat, um diese anzubauen und dass er vor allem Waren hat, um diese an Lauf- und Stammkunden zu verkaufen. Wann man anfängt Siegpunkte zu kaufen, bleibt dem Spieler überlassen, auf alle Fälle sollte man aber in jeder Runde den Schritt für nur 1 Käsch mitnehmen - sonst wird es hinterher viel zu teuer. Mit den Krediten sollte man äußerst sparsam umgehen, denn am Spielende einen Schritt zurückgehen zu müssen ist sehr teuer. Der Mechanismus des Spiels ist also äußerst interessant und durchaus herausfordernd, besonders wenn man sich punktemäßig deutlich von den Mitspielern absetzen will. Allerdings: In unseren Testrunden hat selten ein Spiel mehr fokussiert, als "Vor den Toren von Loyang". Woran liegt das? Einmal ist das mit Sicherheit die relativ hohe Einstiegshürde in das Spiel, die - wenn man mit erfahreneren Spielern spielt - das Spiel schon zu einem Frusterlebnis macht. Dann liegt das auch an dem hohen Nachdenkfaktor, den "Vor den Toren von Loyang" nun einmal besitzt, was sich auf der Planungsanforderung des Spiels gründet. Da kann ein einzelner Spielerzug mitunter schon mal sehr lange dauern, wobei die Dauer mit dem Fortschreiten der Partie in unseren Runden immer länger wurde. Während die Enthusiasten solcher denkintensiven Spiele das nicht groß störte, wurde von anderen Vielspielern häufig die Zähigkeit des Spiels muniert. Besonders im Spiel zu dritt war das ein häufiges Manko. Um das bei vier Spielern zu verkürzen, hat man hier die 2+2-Regel eingebaut, die wir nett fanden und die das Spiel im Vergleich zum 3er-Spiel deutlich beschleunigt. Trotzdem war mehreren Testern die Spieldauer einfach zu lange für das, was im Spiel passiert. Fazit: Insgesamt handelt es sich bei "Vor den Toren von Loyang" um ein Spiel, das komplexer ist als vielleicht auf den ersten Blick ersichtlich und das vor allem eine durchdachte Spielstrategie belohnt. Das führt dann mitunter zu sehr denkintensiven Phasen, die die Spieldauer strecken können. Damit wird das Spiel zum reinen Vielspieler-Spiel und auch solchen sei geraten, das Spiel im Zweifelsfall vor dem Kauf erst auszuprobieren. Mit ca. 37 Euro Ladenpreis gehört das Spiel dabei nicht zu den preiswertesten in dieser Kategorie.

Fragen zu Vor den Toren von Loyang? Schickt uns eine Mail.