Steam

Auf einen Blick:
Verlag : Phalanx Games
Autor : Martin Wallace
Spieleranzahl : 3-6 Spieler
Alter : ab 13 Jahren
Dauer : 120-180 min
Erscheinungsjahr : 2009

Spielart: Eisenbahnspiel / Wirtschaftssimulation

Auszeichnungen:
NL Spielepreis 2010 Nominierungsliste
IGA Multiplayer Nominierungsliste 2009

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Steam von Phalanx Games

Anmerkung
"Steam" ist die zweite Neuauflage von "Age of Steam", das 2002 im Verlag "Warfrog Games" von Martin Wallace erschienen ist. Das Spiel in der "Expertenversion" hat leichte Veränderungen im Vergleich zur alten Auflage erfahren, allerdings hat der Verlag eine einfachere Variante für die neue Auflage entwickelt. Die unten beschriebenen Regeln beziehen sich auf die Expertenvariante, die veränderten Regeln des Grundspiels befinden sich darunter.

Das Spielmaterial
1 doppelseitiger Spielplan - 136 Streckenplättchen - 10 Markierungsplättchen Warennachschub - 96 Warensteine - 144 Markierungsscheiben - 68 Münzen - 1 Rundenanzeiger - 1 Warenbeutel - 7 Aktionsplättchen - 8 Plättchen "Neue Großstadt" - 1 Spielregel

Als Eisenbahnbarone übernehmen die Spieler die Kontrolle über ihre eigene Eisenbahngesellschaft während der Gründerzeit der Eisenbahn. Dabei müssen sie Aktien ausgeben, um das nötige Kapital zu bekommen, Schienen bauen und Züge Waren von einer Stadt zu einer anderen transportieren lassen. Dabei stehen den Spielern zwei hochinteressane Gebiete zur Auswahl: Einmal die Ostküste der USA, die sich schnell zu einem wichtigen Zentrum des Eisenbahnbaus entwickelte und das Ruhrgebiet und die umlegenden Städte, wo die Eisenbahn letztlich erst die Industrielle Revolution auslöste.

Zunächst einmal muss das Spiel aufgebaut werden: Die Warensteine kommen in den Beutel und auf jedes Feld der Warennachschubleiste werden 3 zufällig gezogene Würfel gelegt (bei 3 Spielern nur 2).  Jeder Spieler erhält einen Satz Markierungsscheiben. Eine Markierungsscheibe wird auf die Siegpunktleiste gestellt, eine auf das Feld "Lokomotivenreichweite", eines auf das Feld "0" der Einkommensleiste und eines wird noch für die Anzeige der Spielerreihenfolge benötigt. Der Rundenmarker wird auf die 1 gesetzt und das Spiel geht los: Jede Runde besteht aus verschiedenen Phasen. Jede Phase wird von jedem Spieler durchgespielt, erst danach folgt die nächste Phase.

Zuerst einmal kann jeder Spieler Aktien ausgeben. Pro ausgegebener Aktie erhält ein Spieler 5 Dollars Barkapital. Pro 5 Dollars die ein Spieler aufnimmt, muss die Markierungsscheibe auf der Einkommensleiste um ein Feld zurückbewegt werden.

Danach folgt das Bieten um die Spielerreihenfolge. Der erste Spieler nennt eine Summe die er bereit ist, für die Position als Startspieler zu zahlen, die anderen folgen reihum. Dabei muss immer überboten werden. Wer aussteigt, ist automatisch draußen. Interessant ist hierbei, dass die beiden ersten Spieler den vollen Betrag zahlen müssen, den sie geboten haben. Die anderen Spieler zahlen die Hälfte des von ihnen gebotenen Betrages. Effektiv muss also nur der Spieler nicht zahlen, der als erster ausgestiegen ist. Die Reihenfolge wird dementsprechend auf der Anzeigetafel ausgelegt.

Beginnend mit dem Startspieler darf sich nun jeder Spieler eine Sonderaktion aussuchen und nimmt sich dazu das entsprechende Aktionsplättchen. Der Spieler der das Plättchen "Spielerreihenfolge" nimmt, darf er bei der nächsten Versteigerung der Spielerreihenfolge einmal passen und danach wieder in die Versteigerung einsteigen. Mit dem Aktionsplättchen "Erster Transport" darf man, unabhängig von der Spielerreihenfolge, seine Waren als erster transportieren. Dementsprechend darf man mit dem Aktionsplättchen "Erster Streckenbau" als erster bauen. Mit dem "Ingenieur" darf man in dieser Runde anstatt bis zu drei sogar bis zu vier Streckenplättchen bauen. Wer "Warennachschub" gewählt hat, darf während der Streckenbauphase eine beliebige Gruppe Warensteine von der entsprechenden Leiste nehmen und gemeinsam mit einem Marker "Warennachschub" auf eine Großstadt legen, auf der sich noch kein solches Plättchen befindet. Für Großstädte, auf denen sich bereits ein Markierungsplättchen "Warennachschub" befindet, darf diese Aktion nicht noch einmal durchgeführt werden. Die Aktion kann nicht für "Neue Großstädte" durchgeführt werden. Außerdem gibt es noch die Aktion "Lokomotive". Für dieses Plättchen darf man die Reichweite der Lokomotive um einen Punkt erhöhen und zieht den entsprechenden Marker ein Feld weiter nach unten.

Die dritte Phase ist der Streckenbau. Es fängt immer der Spieler an, der die Aktion "Erster Streckenbau" gewählt hat, danach folgen die anderen Spieler in der Spielerreihenfolge. Ein Spieler kann maximal 3 Streckenkacheln bauen. Die auf ebenem Gelände kosten 2 Dollars, über einen Fluss 3 Dollars, auf einen Berg 4 Dollars. Komplexere Streckenkacheln, die z.B. Strecken nebeneinander herführen (ACHTUNG: Der alte Streckenverlauf muss immer erhalten bleiben!) kosten soviele Dollars, wie sich Gleischanschlüsse auf dem Streckenplättchen befinden. Für das Überbauen einer Stadt mit einem Stadtplättchen wird 1 Dollar plus soviel Geld fällig, wie Gleise in die Stadt hinein- und hinausführen. Neue Großstädte und die bereits bestehenden Großstädte werden niemals überbaut, sondern können von allen Seiten angeschlossen werden. Ein Spieler fängt mit dem Bau grundsätzlich an einer Stadt oder an einem bereits bestehenden Streckenteil an. Wenn eine Strecke allerdings nicht an einer Stadt endet, muss der Spieler an dieser Strecke in der nächsten Runde weiterbauen, ansonsten verfällt die Strecke und gehört keinem mehr. Gebaute Strecken werden mit einem Spielplättchen des besitzenden Spielers markiert. Verbindungen zwischen zwei Städten werden "etablierte Verbindungen" genannt. Man muss nicht bauen und muss auch nicht alle 3 Streckenplättchen bauen.

In der vierten Phase werden dann die Güter verschoben. Hier beginnt immer der Spieler der die Aktion "First Move" gewählt hat, alle anderen Spieler folgen entsprechend der Spielerreihenfolge. Güterwürfel können dabei aus einer Stadt in jede Stadt verschoben werden, die der Farbe des Güterwürfels entspricht. Dabei werden die "etablierten Verbindungen" genutzt. Ein Spieler kann dabei max. soviele Verbindungen nutzen, wie seine Lokomotivreichweite" angibt: Die Stufe der Lokomotivreichweite entspricht der max. Anzahl an "etablierten Verbindungen", die ein Spieler nutzen kann. Für jede "etablierte Verbindung" die bei dem Verschieben von Gütern genutzt wird, erhält der besitzende Spieler 1 Punkt auf der Siegpunktleiste oder darf seinen Marker auf der Einkommensleiste ein Feld weiter nach oben ziehen. Es kann nur eine von beiden Möglichkeiten genutzt werden. Haben alle Spieler einen Güterwürfel bewegt, kann noch ein zweiter Güterwürfel bewegt werden.  Alternativ dazu kann aber auch eine der beiden Runden benutzt werden, um die eigene Lokomotivreichweite zu erhöhen.

In der 5. Phase erhält dann endlich jeder das langersehnte Geld - von dem man eigentlicht nie genug hat. Man enthält Dollars entsprechend der Position des eigenen Markers auf der Einkommensleiste. Steht der eigene Marker im negativen Bereich, muss man aber kein Geld abgeben. einen Dollars. Danach muss jeder Spieler noch für jede Stufe auf der Lokomotivreichweite einen Dollar bezahlen. Wer nicht genug Geld hat, muss pro fehlenden 2 Dollar ein Feld auf der Einkommensleiste zurückgehen. Fehlt dabei einem Spieler nur 1 Dollar, dann wird einem der andere Dollar in Bar aus der Bank ausgezahlt. Ist man schon auf der -10 der Einkommensleist und muss noch weiter zurückgehen, dann ist der Spieler bankrott. Er muss alle seine Marker und Spielsteine vom Spielbrett entfernen und scheidet aus dem Spiel aus.

Das Spiel endet nach einer festgelegten Anzahl von Runden - je nach Anzahl der Mitspieler: Bei 3 Spielern nach 10 Runden, bei 4 Spielern nach 8 und bei 5 Spielern nach 7 Runden. Dann folgt die Schlussabrechnung: Für jeweils 2 Punkte auf der Einkommensleiste gibt es einen Punkt auf der Siegpunktleiste. Wenn man im negativen Bereich der Einkommensleiste steht, dann zieht man für jeweils einen Punkt auf der Einkommensleiste 2 Siegpunkte ab. Dazu kommt jeweils ein Punkt pro eigener Verbindung. Der Spieler mit der höchsten Siegpunktzahl hat gewonnen.

Bei der Grundversion gelten die Regeln der Expertenregel mit Ausnahme der folgenden Regeln:
(Troudi 25.09.09)

Weitere Infos:
- Die Homepage von Phalanx Games

Troudi vergibt 9 von 10 Punkten:
Die Grundversion von "Steam" haben wir natürlich auch getestet, allerdings handelt es sich hier um eine leicht abgeänderte Variante von "Railroad Tycoon". Dabei ist - im Vergleich zum Hauptspiel - dies durch die ständige Ausgabemöglichkeit von Aktien deutlich einfacher, da man bei finanziellen Engpässen einfach schnell Kapital zur Verfügung hat. Allerdings stellt die Grundversion einen guten Einstieg in das spätere Expertenspiel dar und ist auch eine familienfreundliche Variante des doch deutlich schwierigen "Age of Steam". Dafür ist es beim Expertenspiel durch die Regelmodifikationen doch noch einmal gelungen, die "Probleme" des alten "Age of Steam" auszumerzen und das Spiel so noch nachhaltig zu verbessern: Durch die freie Wahl des Warennachschubes ist das letzte Glückselement im Spiel eliminiert worden und so kann man nun noch besser und genauer planen, welche Städte es sich anzuschließen lohnt und welche Lokomotivreichweite man dafür benötigt. Auch die Punktezählung ist deutlich einfacher geworden: Im Vergleich zum alten "Age of Steam" erfolgt hier der Ausgleich zwischen Aktienaufnahme und Siegpunkten direkt über die Einkommensleiste und am Ende des Spiels bei einer negativen Einkommensbilanz. Auch das wurde Klasse umgesetzt, denn so wird das Spiel deutlich übersichtlicher. Ansonsten gilt für den Spielmechanismus auch weiterhin: "Steam" ist ein forderndes Spiel, bei den man den Einsatz und die Aufnahme der eigenen finanziellen Mittel gründlich mit dem erzielbaren Nutzen abstimmen muss. Es geht also darum, Städte sinnvoll anzuschließen und zwar möglichst so, dass man Waren dorthin und von dort wegtransportieren kann. Gleichzeitig muss man seine Lokomotivreichweite im Blick haben: Eine größere Anzahl von Streckenverbindungen nutzen zu können kann zwar nützlich sein, kostet aber auch um so mehr. Gleichzeitig lässt sich durch die Nutzung der Strecken von Mitspielern aber auch der Abstand zum führenden Spieler verkleinern, so dass für diesen der Verfolgungsdruck größer wird. Die Möglichkeit zur Neugründung von Strecken und auch der Erwerb der anderen Aktionsplättchen eröffnen den Spielern dabei die Möglichkeit, durch Veränderung des regulären Spielablaufs ihre eigene Position zu verbessern, da sie dadurch neue taktische und strategische Möglichkeiten an die Hand kriegen. Hinzu kommt in "Steam" noch die tolle optische Gestaltung des Materials und auch die Anleitung ist klar und unmissverständlich. Besonders reizvoll sind außerdem die beiden neuen Karten: Auf der einen Seite die Ostküste der USA und auf der anderen Seite, für europäische Spieler wohl noch deutlich interessanter, das Ruhrgebiet und die umliegenden Städte. Insgesamt stellt "Steam" also eine echte Empfehlung dar und ist für ca. 40 Euro im Handel zu haben. Erste Erweiterungen sind übrigens schon unterwegs.

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